„Kindergartenpolitik ist nicht unproblematisch in unserer Stadt“, sagte Günther Braun aus seiner langjährigen Stadtrat-Erfahrung. Einen Einblick in diese Problematik erhielt der Vorstand des SPD-Ortsvereins Freudenstadt bei seinem Besuch in der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn. Dabei ging es in erster Linie um die Waldkindergärten der Eigen-Sinn und deren Zukunft. Dina Bühler, neue Geschäfts-
führerin der Kinderwerkstatt, sowie Projektleiterin Yvonne Schweiker stellten mit vielen Bildern Konzept, Leben und Arbeit der Waldkindergärten vor, in denen „wir Kinder etwas mitgeben, sie begleiten und stärken wollen“, wie Dina Bühler sagte: „Lernort ist die Natur.“
Waldkindergärten sind Einrichtungen, in denen sich Kinder – wie der Name sagt – weitge-
hend in Wald und Wiese bewegen und das bei jedem Wetter.
Dank der Eigen-Sinn und einer engagierten Elternschaft gibt es in Freudenstadt seit 2011 einen
solchen Kindergarten. Dieser war auch Thema eines abendfüllenden Dokumentarfilms des Südwestfunks. Inzwischen sei längst der Beweis erbracht, dass diese Art von Kindergarten
weder eine „grüne Spinnerei“ noch eine Elite-Einrichtung sei. Dies zeigten auch die aktuellen
Gründungen von mehreren Waldkindergärten in der Region, so Schweiker.
Bei Eigen-Sinn gibt es derzeit drei Gruppen zu je 20 Kindern und eine weitere Gruppe in Hallwangen. Es gäbe eine Warteliste „ohne Ende“, so Dina Bühler, die zutiefst bedauert, derzeit weitere Anfragen schweren Herzens absagen zu müssen. Yvonne Schweiker könnte sich Kindergarten-Gruppen mit Waldpädagogik auch in anderer Trägerschaft vorstellen. Dina Bühler ging auf Umstände ein, die seit geraumer Zeit die Kinderarbeit erschweren. Viele dieser Schwierigkeiten rühren einerseits von lang gepflegten Missverständnissen her, andererseits von den immer strengeren Auflagen durch Stadtverwaltung und den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg
(KVJS). Manch eine Hürden hätte durch Gespräche inzwischen abgebaut werden können, sagte Bühler, die auf „weiterhin offene Gespräche“ hofft.
Trotzdem müsse wohl der Kindergarten-Bauwagen von seinem angestammten Platz auf den Bärenwiesen verlegt werden in die Nähe des Holzhauses der beiden anderen Gruppen im „Kohlstätter
Hardt“. Die Suche nach einem neuen Platz in Waldnähe habe sich als außerordentlich schwierig erwiesen, selbst in einer so waldreichen Stadt wie Freudenstadt. Bühler anerkennt ausdrücklich: „Die Stadtverwaltung hat sich wirklich große Mühe gegeben“.
Dabei sind die Klagen über fehlende Kindergarten- und Grundschulplätze in Freudenstadt nicht neu, erinnerten die Sozialdemokraten im Gespräch mit den Eigen-Sinn-Gastgeberinnen. Wiederholt hätte die SPD auf die Mängel verwiesen und auf Abhilfe gedrängt. Nicht zuletzt Dr. Anita Zirz, Sprecherin der SPD-Fraktion im Freudenstädter Gemeinderat, in ihrer Haushaltsrede. Dies auch mit dem Hinweis auf neue gesetzliche Vorgaben.
Auf Fragen unserer Redaktion schreibt Bürgermeisterin Dr. Stephanie Hentschel: „Der Stadt ist die angespannte Lage bei den Betreuungsplätzen selbstverständlich bekannt. Es fehlt derzeit hauptsächlich an sprachintegrativen Angeboten. Außerdem hat die Nachfrage nach Plätzen in der Ganztagsbetreuung zugenommen. Allerdings muss festgehalten werden, dass wir im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden sehr gut dastehen. Wir erarbeiten derzeit die Grundlagen für die Weiterentwicklung der Kinderbetreuung und werden dies selbstverständlich auch mit den anderen Trägern abstimmen.“ Dina Bühler ist überzeugt, dass Waldpädagogik eine Investition in die Zukunft ist: „Es lohnt sich durchaus, in diese Zukunft zu investieren. Sie braucht starke Kinder.“