Ein Vorbild der Kommunalpolitik
Kreisverband der SPD bedankt sich bei Urgestein Eberhard Haug
Von Hannes Kuhnert
Es war von Fußball die Rede und vom Tennis. Man sprach vom Kinderferienprogramm
und von Fahrten nach Frankreich. Aber auch von Demonstrationen, Wahlkämpfen, Abstimmungen und grimmigen Aktionen gegen das Waldsterben und gegen Rechts.
Im Hotel Luise in Freudenstadt verabschiedete der SPD-Kreisverband im großen Kreis von Mitgliedern und Mitstreitern ein Urgestein aus dem Kreisvorstand: Eberhard Haug (77) aus Freudenstadt hat sein Amt als langjähriger Kreiskassier weiter gegeben an Andreas Prinz. SPD-Mitglied seit 40 Jahren, ist Haug angesichts seiner hohen Verdienste für Partei und Gesellschaft bereits mit der Willy-Brandt-Medaille geadelt, der höchsten Auszeichnung der Partei.
Für das Abschiedszeremoniell machten es sich die Genossen aus dem Kreisgebiet gemütlich, setzten sich nach dem Essen zusammen und schwelgten in Erinnerungen, die Vorstandsmitglied Gerhard Gaiser in seiner sehr persönlichen Laudatio, später Eberhard Haug in seinem launigen Rückblick zu befeuern wussten. Manch eine Episode, manch eine erstaunliche Anekdote aus dem oft als verbissen und zäh beschriebenen Geschäft eines Lokalpolitikers kamen dabei ans Licht.
Was Wunder auch: Eberhard Haug, Lehrer von Beruf, war 32 Jahre für die SPD im Gemeinderat, 25 Jahre davon als Fraktionsvorsitzender. Er war fast 20 Jahre Kreisrat, stellvertretender Oberbürgermeister, Mitglied in zahlreichen, Ausschüssen, Räten, Gremien und örtlichen Vereinen von lokaler bis zur europäischen Ebene.
„Er ist mit seiner Überzeugung und seiner Präsenz ein Vorbild, das erfolgreich Kommunalpolitik betrieben, Einfluss genommen und sich mit seinem Gestaltungs- und Organisationstalent hohe Wertschätzung erworben hat“, sagte Gerhard Gaiser. Er hob besonders auf Haugs Engagement für den Wald, die Natur und den Nationalpark ab, für den Bahnstrecken-Erhalt, die Städtepartnerschaften, für die Förderung des Kinderschutzbundes und des Jugendzentrums. Daneben war Haug aktives Mitglied und leidenschaftlicher Wahlkämpfer in der SPD. „Ohne Eberhard Haug wäre die Gesellschaft ärmer“, so Gerhard Gaiser.
Mit einem Augenzwinkern blickte der Geehrte zurück auf seine politische Laufbahn, die schon im Alter von sieben Jahren begann, später und bis heute gespickt ist mit Ostermärschen, Demonstrationen und Protestaktionen einst gegen das Waldsterben und die Atomkraft, später für Frieden, Vielfalt und Demokratie mit einer klaren Absage an alle rechten Umtriebe. „Ich wollte etwas verändern – ohne Gewalt“, bekannte Eberhard Haug, der ein anderes SPD-Urgestein, nämlich Fritz Fischer, als sein politisches Vorbild sah. Seine schönste Zeit in der Kommunalpolitik habe er mit dem 2013 verstorbenen Oberbürgermeister Erwin Reichert erlebt, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband.
Die SPD-Kreisvorsitzenden Marius Thoy und Melanie bedankten sich bei Haug mit einem persönlichen Geschenk und einem dicken Paket voller guter Sachen.
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Manches Päckle hatte Eberhard Haug (vorn) in seinem politischen Leben zu
schleppen. An diesem aber trägt er leichter.
Die Vorsitzenden Melanie Nagel und Marius Thoy (rechts) helfen ihm dabei. Bild: H. Kuhnert